Niels Pruin
Spaßfaktor Realität –
zurück aus der virtuellen Welt
Therapiekonzept und Beratungsmanual bei
exzessivem und pathologischem Internetkonsum
Mit 88 Arbeits- und Informationsblättern
sowie Verträgen und ca. 40 Methoden
Cuvillier Verlag, 37075 Göttingen
ISBN 978-3-95404-102-2
2012; 2014, 254 Seiten + CD (Download),
E-Mail: info@cuvillier.de
www.cuvillier.de, at, ch, nl
Im ersten Teil „Exzessiver pathologischer Internetkonsum“ werden ein kurzer geschichtlicher Rückblick auf den Internetkonsum sowie Zahlen und Fakten aus den aktuellsten Studien vorgestellt. Es wird auf die oft vorhandene Komorbidität der Klienten eingegangen. Außerdem ist es wichtig, die fehlende einheitliche Diagnostik und Klassifizierung bei pathologischem Internetkonsum anzusprechen und einige bewährte Diagnoseinstrumente vorzustellen. Es wird erörtert, welche Arten von Internetkonsum bestehen, welche Probleme bereiten, warum diese zu einer Störung führen können und welche Risiko- und Schutzfaktoren bei pathologischem Internetkonsum bestehen.
Der erste Teil schließt mit einer Betrachtung der gängigen Behandlungen und Therapieansätzen bei pathologischem Internetgebrauch. Neben den psychotherapeutischen Methoden wird auch auf die in der Literatur beschriebene psychopharmakologische Behandlung eingegangen.
Der zweite Teil „Therapiekonzept und ambulantes Behandlungsangebot für Klienten mit exzessivem oder pathologischem Internetkonsum“ widmet sich speziell dem hier vorgestellten therapeutischen Angebot für ambulante Hilfeeinrichtungen. Es wird auf unterschiedliche alters- und geschlechtsspezifische Zielgruppen hingewiesen sowie der Umgang mit eventuellen Begleitstörungen angesprochen. Es wird auf die unterschiedlichen Diagnoseinstrumente eingegangen die in diesem Angebot verwendet werden und auf eine, bei Bedarf, ärztliche Einbindung in die therapeutische Intervention. Ein Thema im zweiten Teil dieser Arbeit widmet sich der Zieldefinition und dem Umgang mit Abstinenz. Die Kontaktaufnahme zum Hilfeangebot, das Erstgespräch, die Phase des gegenseitigen Kennenlernens zwischen Klient und Therapeut sowie Motivationsklärung und Therapieentscheidung werden näher erörtert. Die intensive Integration der Angehörigen und Lebenspartner in den therapeutischen Prozess wird begründet. Der zeitliche Rahmen der Therapie, mit seinen unterschiedlichen Hilfemaßnahmen, muss festgelegt werden. Außerdem wird auf eine mögliche Finanzierung für das konzipierte, therapeutische Angebot hingewiesen.
Der dritte und letzte Teil dieser Arbeit „Themenzentrierte Module und Inhalte der vier Behandlungsphasen" ist als Hauptteil anzusehen.
Es werden 88 Hilfematerialien in Form von Arbeitsblättern, Informationen, Diagnosebögen, Interviewleitfäden sowie von Verträge und ca. 40 Methoden und Interventionen für verschiedene Themenbereiche vorgestellt, die als Kopiervorlage genutzt werden können. Die Themenbereiche der Therapie setzen sich aus vier Phasen zusammen:
1. Motivation, Diagnostik und Klärung der Ressourcen
2. Auseinandersetzung mit der eigenen Identität und dem Medium Internet.
3. Kompetenz und Bewältigung der Alltagsanforderungen in der realen Welt
4. Training zur Wahrnehmung und Vermeidung von Verhaltensrückfällen
Die Phasen sind in 22 themenzentrierte Module aufgeteilt. Die Reihenfolge bis zum Modul 4 wird für alle Klienten festgelegt. Ab dem Modul 5 kann die therapeutische Arbeit flexibel gestaltet werden. Ein zeitlicher Rahmen für die einzelnen Module soll nicht bindend festgelegt werden. Die Intention und der Bedarf einzelner Module ist abhängig vom Klienten mit seinem individuellen Störungsbild.
Das Alter des Klienten, sein individueller Anspruch an das Internet und der Grund des exzessiven Internetgebrauches spielen eine erhebliche Rolle für die Entscheidung, welche Module und Interventionen im Einzelfall Verwendung finden.
Familie bzw. Lebenspartner werden unter systemischen Gesichtspunkten von Anfang an stark in die therapeutische Intervention einbezogen. Regelmäßige Paar- und Familiengespräche sind damit fester bindender Bestandteil der therapeutischen Maßnahme und als Modul 22 integriert.
Wünschenswert wäre es, eine Selbsthilfegruppe für die Betroffenen anbieten zu können. Dieses ist allerdings nur möglich, wenn sich ausreichend Klienten mit ähnlicher Problematik in Behandlung befinden. Es ist kein zwingender Teil der therapeutischen Maßnahme.
Themenzentrierte Module und Inhalte der vier Behandlungsphasen:
Phase 1: Diagnostik, Klärung der Ressourcen und Motivation
Modul 1) Diagnose des problematischen Computernutzungsverhalten
Modul 2) Psychoedukation – Informationsvermittlung
Modul 3) Stabilisierung der Motivation
Modul 4) Vereinbarung therapeutischer Ziele (Zielanalyse)
Phase 2: Auseinandersetzung mit der eigenen Identität und dem Medium Internet.
Modul 5) Kontrollierter, sinnvoller und eigenverantwortlicher Umgang mit dem Computer
Modul 6) Auseinandersetzung mit der eigenen realen Identität und der virtuellen Persönlichkeit im Netz
Modul 7) Trauerarbeit – Abschied von der virtuellen Identität
Modul 8) Thematisierung eventueller komorbider Störungen
Phase 3: Kompetenz und Bewältigung der Alltagsanforderungen in der realen Welt
Modul 9) Umgang mit Gefühlen: Regulieren von Frustration, Unsicherheit, Ängsten
Modul 10) Beziehungserfahrung zur Erwachsenenwelt/Eltern
Modul 11) Stressverarbeitung und Bewältigungskompetenzen
Modul 12) Aufbau sozialer Sicherheiten (Beziehungsarbeit)
Modul 13) Bewusste Beschäftigung mit der realen Welt
Modul 14) Soziales Kompetenztraining für reguläre, reale Lebenssituationen
Modul 15) Selbstsicherheitstraining
Modul 16) Entspannungstechniken
Modul 17) Erwerb von Freizeitkompetenzen (Alternativen zum Internetgebrauch)
Modul 18) Wahrnehmung und Umgang mit dem eigenen Körper (Sport, Ernährung)
Phase 4: Training zur Wahrnehmung und Vermeidung von Verhaltensrückfällen
Modul 19) Verhaltensmuster in suchtauslösenden Situationen verändern
Modul 20) Computerablehnungstraining
Modul 21) Computernutzungsverhalten durch Selbstbeobachtung
zusätzliches Modul 22) Arbeit mit Angehörigen
Anamnese aus Sicht der Angehörigen
Psychoedukation – Informationsvermittlung
Kommunikation innerhalb des Systems
Tagesstruktur der Betroffenen
Bedeutung co-abhängigen Verhaltens
Reflektion des eigenen Medienkonsums